„Ja, dann Angriff mit den Vieren hier an…“ „OK, ich blocke dann mit dem hier“ „ehm ne, ich meine vorher noch Overrun durch Garruk Wildspeaker.“
In den meisten Casualrunden würde niemand etwas sagen, wenn Che und ich zusammen spielen, würde wir allerdings beide sagen: „Ne, du hast bereits deine Angreifer und ich meine Blocker deklariert, und Planeswalkerfähigkeiten darfst du nunmal nur in deinen Hauptphasen benutzen.“
„Eh das is doch Casual, wir sind doch nicht auf ’nem Turnier!“, werden wahrscheinlich viele antworten. Für mich macht es keinen Unterschied ob ich auf einem Turnier Magic spiele oder bei einem Freund am Küchentisch die Karten nach rechts drehe. Regeln bleiben Regeln; beim Schach spielt man schließlich auch nach dem Prinzip „Berührt, geführt“.
Ich habe schon in mehreren Casualrunden gezockt und ich muss sagen, dass in den Runden, in denen die Regeln eher locker gehandhabt wurden, immer sehr viele Diskussionen aufkamen, sobald jemand eine Aktion rückgängig machen wollte, die den Anderen nicht passte. Natürlich gibt es auch Diskussionen über bestimmte Spielsituationen, wenn man sich an die Regeln hält. Allerdings kann man zu diesen Situationen Unbeteiligte heranziehen, weil man sich ja auf die offiziellen (allen bekannten?) Regeln bezieht.
So passiert es mir häufiger, dass, wenn ich mit mir fremden oder wenig bekannten Leuten spiele, ich öfters mal wegen den Regeln mit meinem Gegner in Konflikt gerate. Oft geht es mir um „Kleinigkeiten“, welche für mich dennoch keinen unerheblichen Teil von Magic ausmachen.
Ich hasse z.B. nachfragen zu müssen, ob mein Gegner mit den Worten „Die beiden hier – Attack“ mich oder einen meiner Planeswalker meint. Ich mein, ich könnte auch hingehen und diese Worte immer so auffassen, dass mein Gegner immer mich meint, aber dann ist Ärger vorprogrammiert. Wie handhabt ihr solche Situationen? Im Turnier würde ich die Worte klar als Angriff auf mich interpretieren, aber wie soll ich im Casual damit umgehen? Ich behelfe mich meist damit, dass ich dann doch beim ersten mal nachfrage und meinem Gegner den Sachverhalt erkläre – Spaß ist das nicht für mich, ich komme mir jedes mal wie ein Klugscheißer vor.
Zumal ich es wichtig halte, dass man, durch strenges auslegen der Regeln, leichter Fehler machen kann, denn Magic ist, wie Schach und viele andere Spiele in denen es um Strategie geht, ein Fehlerspiel. Nicht um sonst versucht man immer das richtige „Play“ zu finden und dazu gehört nun mal, dass man um einen gegnerischen Gegenzauber drumherum spielen kann und nicht den Zauperspruch zurück auf die Hand nimmt und sagt, dass man den nun doch nicht spielen will, wenn der Gegner schon zwei Inseln tappt.
Sonderregelungen a la „keine Counter, kein Discard und kein Massenremoval“ halte ich für schlicht bescheuert. Ich spiele ja auch kein Schach ohne Springer, nur weil die Springen können. Was ich wiederum für sinnvoll erachte ist die „Reichweite“-Regelung in Mehrspielerrunden.
Hierbei handelt es sich um eine Regel, bei der alle globalen Effekte und das Anzielen von Kreaturen und Gegnern auf eine bestimmte Spielerzahl nach Rechts und Links begrenzt ist. So wird dafür gesorgt, dass ein einziger Spruch keinen allzu großen Einfluss auf das Spiel hat. Allerdings sollte die „Reichweite“-Regel dann auch konsequent auf alle Dinge angewandt werden, angefangen beim Zielen mit Zaubersprüchen über Angreifer-Deklarieren bis hin zu „Zähl-Effekten“, wie z.B. dem von Avatar of Woe, denn nur so sind alle Effekte und Karten gleichberechtigt.
Aber neben den Spielregeln gibt es ja noch weitere Regeln am Küchentisch. So ist mir aufgefallen, dass gerne getauscht wird, während man in einer 4++ Multiplayerunde sitzt. Ich finde das schlicht unhöflich und vor allem zeitraubend. Ich meine, dass die Spiele mit mehr als 4 Leute ohnehin den Hang haben ewig zu dauern und schon unübersichtlich genug sind. Wenn dann auch noch in solchen Runden nebenher getauscht wird, ist Chaos vorprogrammiert.
Chaos ist auch so eine Sache. Chaos scheint das beliebteste Format in großen Multiplayerrunden zu sein. Hierbei ist immer folgende Gesetzmäßigkeit zu beobachten:
- Alle versuchen zunächst denjenigen aus dem Spiel zu nehmen, welche das „überkrasse“ starke Deck hat und sich auch eine Weile dagegen wehren kann.
- Es wird jemanden geben, der gegen das „überkrasse“ Deck hetzt und selbst nicht viel zum Niederringen dieses Decks beitragen wird.
- Derjenige, der gegen das „überkrasse“ Deck gehetzt hat, wird in der gleichen Runde, in der der Spieler, mit dem „überkrassen“ Deck, aus dem Spiel genommen wurde, selbst etwas auf den Tisch rotzen, womit er mühelos die restlichen Spieler, welche alle ihre Optionen bereits verschossen haben, schlagen kann.
Deswegen hasse ich Chaos, da kann ich auch gleich Werwolf spielen.
Meine Empfehlung für Multiplayerrunden ist Two-Headed-Giant, auch gerne mit Dreier- oder Viererteams. Die Fronten sind von Anfang an geklärt, niemand nimmt es einen Übel, wenn man ihn angreift und das Zusammenarbeiten von mehreren Spielern ist sogar ausdrücklich erwünscht! Auch wenn schon einmal gerne hitzige Diskussionen im Team ausbrechen, so ist das immer noch nichts gegen die Diskussionen in Chaosrunden, welche oftmals länger dauern als das Spiel selbst.
Zum Schluss will ich noch auf eine kleine Sache eingehen:
Wer regelmäßig für seine Züge ewig braucht, aus welche Gründen auch immer, sollte zu einem anderen Deck greifen. Es macht keinem Spaß ewig dem Gegner beim Denken zuzuschauen. Man sollte sein Deck soweit kennen und ein seinen Deckplan so gut kennen, dass man zügig und fehlerfrei Spielen kann. Keiner hat was dagegen, dass Züge auch mal länger werden können, aber es wird lächerlich, wenn das in jedem verdammten Zug der Fall ist.
EDIT:
Da das erste Beispiel etwas verunglückt war, habe ich es etwas angepasst, damit klarer wird wodrauf ich hinaus möchte.